Das romantische Leben auf Reisen
off02 • Die Bilder in den sozialen Medien von einsamen Stellplätzen direkt am Strand – ein Sonnenuntergang jagt den nächsten. Natürlich ist es genau so…
Etwa zehn Prozent der Zeit fühlt es sich so an – nach Abenteuer, Freiheit, neuen Eindrücken. Der Rest? Alltag. Ganz normaler Alltag
Aber nochmal kurz von vorn. Naja fast:
Ende 2023 haben wir unsere Wohnung aufgelöst. Seitdem leben wir zu zweit mit Hund in unserem selbstausgebauten Van (wie der Ausbau verlief, könnt ihr hier lesen). Eine ganze Weile waren wir in Deutschland unterwegs; mussten noch einiges erledigen. Ende August 2024 sind wir in Richtung Süden gestartet. Über Frankreich und Mallorca ging es seitdem immer weiter nach unten. Aktuell sind wir ungeplanter Weise etwas in Tarifa versackt. Hier sind wir seit nunmehr drei Wochen. So lang, wie wir auf dieser Reise noch nie an einem Ort waren.
Und das führt mich auch direkt zum eigentlichen Thema:
Wir stehen hier so lange, zum einen natürlich, weil es wirklich schön ist. Zum anderen aber auch, weil wir wirklich eine Pause brauchten. Eine Pause vom Reisen. Besser gesagt, vom Reise-Alltag.
Keine Angst: Ich will hier jetzt nicht aufzählen, was beim Vanlife alles schwierig ist. So wie manch einer erzählt, dass es nachts kalt und bei Regen feucht werden kann (dann baut euch eine Heizung ein…). Nein, ich möchte das Leben gegen nichts eintauschen. Ich möchte den Van und alles, was damit zusammenhängt nicht missen und ich bin wirklich froh, dass wir die Möglichkeit haben, dieses Leben führen zu können.
Was ist mit dem Reise-Alltag?
Bevor wir uns für dieses Leben entschieden haben, ging es uns oft so, dass die Tage miteinander verschwammen. Wir arbeiteten beide von Hause und es gab wenig Abwechslung. Oft genug, konnte ich mich absolut nicht erinnern, was ich vor zwei Tagen gemacht hatte. Alles war zu gleichförmig. Nichts stach heraus.
Das ist jetzt ganz anders. Unterwegs ist alles immer anders. Jede neue Umgebung bringt Neues mit sich. Man weiß nicht, in welchem Supermarktregal die Butter liegt und eine gute Gassirunde muss auch erst gefunden werden.
Und dann sind da noch die Dinge, über die sich normalerweise niemand Gedanken macht:
Wo gibt es Frischwasser?
Wo kann ich Abwasser ablassen?
Wo fahren wir als Nächstes hin – und können wir dort überhaupt über Nacht stehen?
Neben all diesen Dingen ist ja aber auch so, dass wir beide natürlich auch arbeiten müssen. Etwas, das üblicherweise mehr Zeit und Konzentration erfordert.
Und da kommen wir zu einem unserer bisherigen Learnings und gleichzeitig die größte Herausforderung: Ständig fahren, immer Neues und gleichzeitig ein beständiger (Arbeits-)Alltag ist nur sehr begrenzt möglich.
Hier gilt es ein gutes Mittelmaß zu finden. Etwas, an dem wir (bisher) regelmäßig scheiterten. Und genau deshalb jetzt die allzu nötige Pause. Nach fünf Monaten Reise mit einer Flut an neuen Eindrücken gönnen wir uns nun die Zeit, diese zu verarbeiten.
Denn das wäre vielleicht schon Learning Nummer zwei: Auch mit zuviel Abwechslung fangen die Tage an, miteinander zu verschmelzen. Wenn alles schön ist, gibt es am Ende auch nichts mehr, was heraussticht.
Wie bei allem im Leben gilt hier: ein gesundes Mittelmaß ist der richtige Weg (mit regelmäßigen Ausschlägen in die eine oder die andere Richtung, natürlich)
Was heißt das jetzt für uns?
Slow down…
Ja, so einfach. Langsamer werden. Und zwar in allem.
Langsamer fahren. Länger stehen. Dinge auch einfach mal nicht machen. Die Zeit bewusster erleben. Weniger planen. Weniger recherchieren. Weniger überlegen, sondern einfach machen. Mehr Zeit für das Reservieren, was der Grund ist, warum wir dieses Leben überhaupt gewählt haben: Mehr Tiefe, mehr Erleben, mehr Leben.